Das Goethe-Institut Bratislava unterstützt die deutschen Minderheiten und den Gebrauch der deutschen Sprache in der Slowakei.
Für eine Woche im Februar 2019 wurden wir eingeladen, Graphic Novel Projekte an zwei Schulen in der Slowakei durchzuführen. Wir sind Filmemacher aus Berlin, Anna Faroqhi ist auch Autorin von Graphic Novels. Zusammen geben wir zusätzlich zu unserer künstlerischen Arbeit Workshops in den Medien Film und Comic an Schulen und Museen.
Die erste Station unserer Reise war eine Grundschule in Bratislava. Anschließend fuhren wir für drei Tage in die Ostlowakei nach Kezmarok.
Kezmarok hat eine Geschichte, in der neben anderen auch deutsche Herrscher, Einwanderer und Minderheiten eine Rolle spielten. Die Bezirkshauptstadt liegt 200 km von der Grenze zur Ukraine im Osten und nicht einmal 40 km südlich von der slowakisch-polnischen Grenze. Vor allem aber liegt es am Fuße der Hohen Tatra, dem – und das wissen alle Slowaken – kleinsten Hochgebirge der Welt.
Laut Google lebt die Gegend von Holz- und Textilverarbeitung. Doch das ist im Stadtbild nicht sichtbar. Plattenbauten und bunt bemalte, durcheinander gebaute kleine Reihenhäuschen und ihre roten Dächer bestimmen das Stadtbild, dazu viele Kirchen. Und dahinter stehen immer die Berge, die zu jeder Tageszeit anders aussehen. Am frühen Morgen glühen sie rosafarben, mittags werden sie bläulich-milchig, abends dunkellila.
Das Gebäude unserer dreitägigen Arbeitsstätte, der Základna skola, liegt an einem weitläufigen Platz mit Blick auf die imposante weiße Burg der Stadt. In dem 19. Jahrhundert-Bau lernen Schüler zwischen der Klasse 1 bis 9. Wir durften dort eine 8. Klasse kennenlernen.
Sie sollten individuelle Comic-Selbstportraits erstellen. Auf dem Weg dorthin mussten sie drei Tage lang intensiv zeichnen. Zum Warmwerden zeichneten die zwölf Jungen und Mädchen Illustrationen aus Kinderbüchern oder Fotos ab, erfanden lustige, knallige Comic-Schriften, mussten herausfinden, wie sie selbst in ihrem Comic aussehen sollten und mit welcher Geschichte sie das weiße Papier füllen wollten. Wir besprachen Zeichenstile, Möglichkeiten des Geschichtenerzählens und der Selbstdarstellung.
Da keiner der Schüler Muttersprachler ist, war das nicht immer einfach. Doch nach anfänglicher Unsicherheit ob ihrer Deutschkenntnisse tauten die 14- und 15-Jährigen rasch auf. Mal halfen SprachApps, mal Hände und Füße, mal Zeichenübungen, mal einfach die universelle Sprache der Musik. Denn als die Schüler uns auf der Anlage des Klassenraumes ihre Lieblingsmelodien vorspielten, tauten sie vollständig auf. Sie arbeiteten fleißig und selbstständig. Wunderschöne, interessante und teils lustige Comic-Portraits entstanden. Bei vielen der Bildgeschichten merkt man, wie sehr ihre Autoren die Landschaft um ihren Heimatort lieben; die Bergkette am Horizont über den Dächern der Stadt, die auch auf uns einen so starken Eindruck machte.
Die Projektzeit beendeten wir mit einer kleinen Ausstellung im Klassenraum, die von den sehr freundlichen, hilfsbereiten Deutschlehrern der Schule und einer 7. Klasse besucht wurden. Alle waren begeistert von den schönen Comics.
Nebenbei brachten die Schüler uns ein paar slowakische Worte bei: nadpis, tvár, ďakujem, prosím, líška, komický, zábava. Es muss witzig für die Schüler gewesen sein, ihre Lehrer mit den Lauten kämpfen zu hören. Gerade dieser informelle Austausch war es, der das Projekt in Kezmarok zu etwas Besonderem gemacht hat. Wir sind dankbar für die reiche Erfahrung und hoffen, wiederkommen zu dürfen.
Von Anna Faroghi und Haim Peretz, Feb. 2019